12. März 2025

Interview mit Günter Thiele – Gründungsmitglied der Dorfbewegung

Wie seid Ihr eigentlich auf die Idee gekommen, die Dorfbewegung zu gründen?
Der Anfang meiner Beschäftigung mit einer Dorfbewegung ist auf die kommunalen Entwicklungen in Brandenburg rund um das Jahr 2003 zu finden.

Die Gemeindegebietsreform hatte zur Auflösung der Gemeinde Pretschen (mein Dorf) geführt und zur Bildung der Groß-Gemeinde Märkische Heide (17 Ortsteile = ehemalige selbständige Dörfer). Das Dorf Pretschen feierte 2004 sein 1000- jähriges Bestehen und die Geburtsstunde einer neuen Dorf-Entwicklung. In dieser Entwicklung haben wir den Blick „über den Tellerrand“ geübt und dabei erfahren, dass andere Ortsteile auch nicht freiwillig und mit Freude von der Gebietsreform betroffen waren. Auf der Suche nach Verbündeten haben wir die Anfänge einer Bewegung/Zusammenschluss von Dörfern in Brandenburg und auch international (z.B. Schweden) kennengelernt und uns eingebracht. Höhepunkte waren die Durchführungen des Tages der Dörfer auf Landesebene. Ein großer Höhepunkt war die Durchführung einer Internationalen Dorfkonferenz im Jahre 2011 in Berlin.

Wie seid Ihr gestartet?
Seit den ersten Überlegungen im Jahr 2003 bis zur Gründung einer Dorfbewegung sind 12 Jahre vergangen. Im Jahr 2015 haben wir schließlich die Dorfbewegung Brandenburg – Netzwerk Lebendige Dörfer e.V. gegründet. Die Anerkennung und das Gewollt- Sein einer Dorfbewegung als einer „Stimme der Dörfer in Brandenburg“- kam in der Zeit der Enquete-Kommission 6/1 „Zukunft der ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels“ von 2016 – 2019. Mit einer Entwicklungszeit von über 12 Jahren bis zur e.V. – Gründung und dann 10 Jahre Vereinsarbeit  – das zeugt von einem starken Willen! 

Was hat Dich dabei am meisten motiviert?
Der Aufbau einer Dorfbewegung in Brandenburg ist das Werk vieler Aktiver mit einem Herz für das Dorf und seiner Entwicklung.

Meine schönsten Erinnerungen …
… an über 20 Jahre Aufbauarbeit einer Dorfbewegung im Land Brandenburg sind:

  • die Arbeit in den Dörfern zur Gewinnung für eine Dorfbewegung
  • die Internationale Dorfkonferenz in Berlin, weil wir dort die Kraft einer Bewegung kennengelernt haben
  • die Erfahrung mit der Enquete Kommission, weil wir dort eine politisch übereinstimmende Arbeit der demokratischen Parteien im Landtag für ein gutes Leben im ländlichen Raum gesehen haben. Es geht wenn man will!
  • Und dann natürlich die Vorbereitung und Durchführung von mittlerweile zwei Parlamenten der Dörfer, die zeigen, dass die Dorfbewegung lebt!

Mein Blick in die Zukunft:

Ein 3. Parlament der Dörfer der Dorfbewegung Brandenburg sollte noch mehr auf andere Bundesländer ausstrahlen und die internationale Anerkennung unter Beweis stellen. Die Dörfernetzwerke der Dorfbewegung sollten in allen Regionen des Landes stabil und wirksam sein. Und es braucht den e.V. und seine Stimme, aber wichtiger ist die Bewegung von lebendigen Dörfern.